- Nasser
- Nạsser,Abd el-Nasser, Abd an-Nạsir, Gamal, ägyptischer Politiker, * Beni Mor (Provinz Assiut) 15. 1. 1918, ✝ Kairo 28. 9. 1970; Offizier, Oberst, zeichnete sich im Palästinakrieg (1948-49) aus. Er beteiligte sich maßgeblich an der Gründung des »Komitees der freien Offiziere«, das im Juli 1952 König Faruk I. stürzte. Als Oberbefehlshaber der Streitkräfte (seit 1953), stellvertretender Ministerpräsident (1953-54) und Innenminister (1953-54) gewann er im »Rat der Revolution« eine beherrschende Stellung und verdrängte seinen Gegner General A. M. Nagib im April 1954 als Ministerpräsident und im November 1954 auch als Staatspräsident; 1956 wurde Nasser - nach Einführung des Präsidialsystems - von der Bevölkerung zum Staatspräsidenten gewählt. Im Oktober 1954 erreichte er die vertragliche Zusicherung Großbritanniens, seine Truppen aus der Suezkanalzone zurückzuziehen. Mit der Verstaatlichung des Suezkanals (1956) und der Verteidigung dieser Maßnahme in einer internationalen politisch-militärischen Kraftprobe gewann er im gesamten arabischen Raum eine Führerstellung, besonders im Kampf gegen Israel. Gestützt auf seine Autorität förderte Nasser die panarabische Bewegung. In ihrem Sinn unterstützte er den algerischen »Front de Libération Nationale« (FLN) im Kampf um die Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich (1954-62). 1958 führte er den Zusammenschluss von Syrien und Ägypten zur »Vereinigten Arabischen Republik« (VAR) herbei, deren Präsident er gleichzeitig wurde. Das Engagement Ägyptens im jemenitischen Bürgerkrieg bewirkte jedoch innerarabische Spannungen (besonders zwischen Nasser und König Feisal von Saudi-Arabien). Nach dem Scheitern der ägyptisch-syrischen Union (1961) suchte Nasser die Wirtschafts- und Sozialstruktur seines Landes unter der Leitidee eines »arabischen Sozialismus« zu verbessern (Bodenreform, Industrialisierung und Bau des Assuanhochdammes). In diesem Sinne bemühte er sich - ohne Rücksicht auf den Ost-West-Konflikt - um Wirtschaftshilfe aus den hoch industrialisierten Ländern Europas und Nordamerikas. 1964 wurde er als Staatspräsident wieder gewählt (Amtszeit sechs Jahre).International trat Nasser zusammen mit Tito und J. Nehru als Sprecher der blockfreien Staaten und als Förderer der Unabhängigkeit der Völker Afrikas hervor. In der Auseinandersetzung mit Israel lehnte er sein Land eng an die kommunistischen Staaten, besonders an die UdSSR, an. Mit der Sperrung des Golfes von Akaba für israelische Schiffe löste Nasser 1967 den Sechstagekrieg (Nahostkonflikt) aus. Nach der Niederlage der arabischen Staaten bot er seinen Rücktritt an, nahm ihn jedoch auf Druck der Bevölkerung wenig später wieder zurück.R. Büren: N.s Ägypten als arab. Verfassungsmodell (1972);B. Bumbacher: Die USA u. N. Amerikan. Ägypten-Politik der Kennedy- u. Johnson-Administration 1961-1967 (1987);P. Woodward: N. (London 1992).
Universal-Lexikon. 2012.